Florence Foster Jenkins
Stephen Frears, GB, 2016o
L’histoire vraie de Florence Foster Jenkins, héritière new-yorkaise et célèbre mondaine, qui n’a jamais renoncé à son rêve de devenir une grande cantatrice d’opéra. Si elle était convaincue d’avoir une très belle voix, tout son entourage la trouvait aussi atroce que risible. Son “mari” et imprésario, St Clair Bayfield, comédien anglais aristocratique, tenait coûte que coûte à ce que sa Florence bien-aimée n’apprenne pas la vérité. Mais lorsque Florence décide de se produire en public à Carnegie Hall en 1944, St Clair comprend qu’il s’apprête à relever le plus grand défi de sa vie.
Stephen Frears soigne au millimètre sa reconstitution, tant historique que sociale, dans de magnifiques décors et des costumes splendides. Son humour plein d’acuité fait merveille.
Jacky BornetCette Florence est loin d’avoir autant de coffre que Marguerite, mais elle inspire à Frears une fresque sentimentale bien tenue et agrémentée à bon escient d’élans comiques donnant à Simon Helberg, dans le rôle du pianiste, l’occasion d’éclipser et Meryl Streep et Hugh Grant – ce qui n’est pas peu dire.
Noémie LucianiDie alte Dame ist schrill und lebenslustig. Hinreißend komisch, wie sie sich als Walküre verkleidet in ihrem Verdi-Club in einem Tableau vivant vor den Omis und Opis der New Yorker High Society produziert. Meryl Streep ist diese alte Dame, und als sie erst nach einem Drittel von Stephen Frears überwältigender Menschen- und Kunststudie "Florence Foster Jenkins" erstmals singt, überraschen ihre schrillschönschrägen Töne niemanden mehr.
Reinhard J. BrembeckGalerie photoso
Gleich zwei grossartige Filme widmen sich Florence Foster Jenkins, der schlechtesten Sängerin aller Zeiten. Meryl Streep und Joyce DiDonato geben alles, um ihr gerecht zu werden.
Das Original ist nicht zu toppen. So katzfalsch, so ganz und gar unrhythmisch, mit so viel Grandezza und so wenig Talent sang nur eine: die unvergleichliche Florence Foster Jenkins (1868–1944). Lange durfte sie nicht, ihr Vater, ein Industrieller aus Pennsylvania, drohte ihr mit Enterbung. Aber irgendwann war er tot, das Erbe kassiert, und die Tochter stürmte Bühnen und Aufnahmestudios – zum Vergnügen der Zeitgenossen und der Nachwelt. Man kann ihre Aufnahmen hören, so oft man will: Sobald sie als Königin der Nacht nach den hohen Tönen japst, die sie dann doch nicht erwischt, muss man wieder lachen.
Wer immer diese längst zur Kultfigur gewordene Nichtsängerin darstellen will, hat also einen schwierigen Job. Umso bemerkenswerter sind die beiden neuen Filme über sie: Sie sind beide gelungen – weil sie im Unterschied zu ihrer Protagonistin den richtigen Ton treffen. Florence Foster Jenkins wird nicht verhöhnt, man behandelt sie liebe- und respektvoll, mit viel Verständnis für die Tragik hinter der Komik. Ausserdem singen die beiden Protagonistinnen richtig gut. Also eben richtig schlecht.
Showdown in der Carnegie Hall
In Stephen Frears’ Spielfim «Florence Foster Jenkins» ist es Meryl Streep, die mit piepsiger Stimme und huldvoll-neckischen Blicken die Lacharie aus der «Fledermaus» gibt. Ein wenig rhythmischer zwar als die echte Foster Jenkins, aber doch so schräg, dass sich ihre Filmkollegen wohl nicht besonders bemühen mussten, ihre mühsam unterdrückten Lachanfälle zu spielen. Der schönste findet in einem Lift statt und packt Simon Helberg, der als Sitcom-Darsteller berühmt geworden ist und nun in der Rolle des Pianisten Cosmé McMoon zeigt, was er wirklich kann: Er gluckst und kichert, versucht sich zusammenzunehmen, bis es ihn erneut schüttelt, und verlässt dann überaus beschwingt das Haus, in dem er soeben seine erste Lektion als Begleiter am Klavier erlebt hat.
Genau so geht es einem beim Betrachten des Films: Man kichert – und verlässt das Kino in blendender Laune. Zwar ist manches überzeichnet und zugespitzt; alles läuft hinaus auf jenes Konzert vom 25. Oktober 1944, für das Florence Foster Jenkins sich in der illustren Carnegie Hall eingemietet hatte. Es war ihr Traum gewesen, einmal dort zu singen – und mit 76 hat sie ihn sich erfüllt, in der Überzeugung, dort ihren grössten Triumph zu erleben. Zunächst schien alles gut zu laufen, der Saal war im Nu ausverkauft, auf dem Schwarzmarkt kursierten Karten zu horrenden Preisen.
Denn die Foster Jenkins war ein Phänomen, seit sie 1912 erstmals öffentlich aufgetreten war. Tableaux vivants waren ihre Spezialität, also Szenerien, in denen sie als mythische Heldin oder Schmetterling auftauchte. Schon die Kostüme hätten ihr einen schönen Platz in der Geschichte kultureller Kuriositäten gesichert; ihr Gesang katapultierte sie zuoberst aufs Podest (und keiner der vielen Vokalabstürze auf Youtube wird sie je entthronen).
Foster Jenkins sang zunächst vor allem für den von ihr gegründeten Verdi Club. Ihr Publikum wusste sich zu benehmen; wer lachen musste, kaschierte das mit überlautem Jubel (man wollte sie ja nicht vertreiben). Auch in der Carnegie Hall funktionierte das; aber für einmal sassen Kritiker im Saal. Sie schrieben die Wahrheit, und Florence Foster Jenkins las sie. Sie starb nur fünf Wochen danach an einem Herzinfarkt.
«Sie können sagen, ich könne nicht singen; aber niemand kann sagen, ich hätte nicht gesungen»: Ihr letzter Filmsatz ist historisch belegt, und nicht nur Hugh Grant kommen die Tränen, wenn er ihn hört. Er gibt Foster Jenkins’ Partner, den Schauspieler St. Clair Bayfield, der sie aufrichtig liebte, obwohl er eine Affäre hatte; der sie lobte und ermunterte und vor undiplomatischen Reaktionen schützte. Und so wie dieser Bayfield und Foster Jenkins sich auf seltsame und geradezu rührende Weise perfekt ergänzten, so finden sich im Film auch Hugh Grant und Meryl Streep. «Deine Stimme ist die wahrste, die ich je gehört habe», sagt Grant zur Sterbenden, und ehrlicher könnte dieser (erfundene) Satz nicht klingen.
Die wahre Stimme
Wobei einiges darauf hinweist, dass die «Wahrheit» ihrer Stimme für Florence Foster Jenkins eine andere war als für ihr Publikum. Diesen Aspekt stellt der zweite ihr gewidmete Film in den Vordergrund, Ralf Plegers ebenso informatives wie bildstarkes Dokudrama «The Florence Foster Jenkins Story». In der Hauptrolle tritt hier mit Joyce DiDonato eine gefeierte Opernsängerin auf, und zwar gleich doppelt: einerseits als glänzende Imitatorin der echten Foster Jenkins. Und andererseits als Sängerin, die darstellen kann, wie sich Foster Jenkins selbst gehört haben könnte.
Dass das eine nicht mit dem anderen übereinstimmte, so mutmasst der Film, hatte wohl nicht nur mit Foster Jenkins’ Eitelkeit und ihrem Talent zur Verdrängung zu tun. Sondern auch mit der Syphilis, mit der sie ihr erster Mann angesteckt haben soll. Eine grausame Krankheit war das damals, die mit einer nicht weniger grausamen Quecksilbertherapie bekämpft wurde. Die Patienten verloren ihre Haare, die Zähne wurden schwarz; Wahrnehmungsstörungen gehörten zu den möglichen Nebenwirkungen.